Historie

Der MCC-Geburtstag: 5. Dezember 1898

Die Mainzer Fastnacht ist ein Kind des Volkes. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es - neben dem schon bestehenden MCV und einigen Garden - sehr viele kleine Grüppchen, Stammtischrunden und lose Vereinigungen, die in ihren Stammlokalen karnevalistische Sitzungen veranstalteten. Der Eintritt war frei, der Wirt übernahm, da er ja grösseren Umsatz machte, die meisten Veranstaltungskosten. Im "Brauhaus zum Birnbaum" tagte der Birnbaum-Club, im Schöfferhof boten in den närrischen Tagen "Die humoristischen Derke (Türken)" ihr Programm an; beide vereinigten sich am 5. Dezember 1898 zum "Mainzer Carneval Club".


1899 MCC im Schöfferhof

1908 Komitee mit Aktiven des MCC

1903 Kark Kneib "Gutenberg"


Am MCC-Anfang standen der Erfolg und die Bodenständigkeit

Der Erfolg der Männer der ersten Stunde war gross, der Club war begehrt, beliebt, gefragt. Und trotzdem bewegte sich der MCC nach heutigen Wirtschaftsgepflogenheiten damals am Rande des Existenzminimums. Ein Grund für die Kassenebbe war die Tatsache, dass man auf jeden Fall bei den Eintrittspreisen unter denen des MCV bleiben wollte, um so einer möglichst breiten Schicht der Mainzer Bevölkerung einen Sitzungsbesuch zu ermöglichen. Der Eintrittspreis einschliesslich Kapp und Liederheft betrug 25 Pfennige, das Glas Bier kostete 12 Pfennige, ein Rippchen mit Kraut war für 30 Pfennige zu haben.

Von der soziologischen Zusammensetzung her waren die Väter des Clubs einfache Leute, kleine Handwerker, Gewerbetreibende und Arbeiter. Politisch standen diese Clubisten wohl mehr der Sozialdemokratie näher, was in Insiderkreisen dazu führte, vom "roten" Club, im Gegensatz dazu aber auch vom "schwarzen" Verein (MCV) zu sprechen. Diese Zusammensetzung, sowohl politisch als auch soziologisch hat sich mittlerweile gewandelt und ist heute in den Mainzer Korporationen kein Thema mehr.


Startschwierigkeiten nach dem 1. Weltkrieg und Neuanfang mit Jakob Wucher

Der 1. Weltkrieg bereitete dem närrischen Treiben in Mainz ein jähes Ende. Nach dem Krieg kam Mainz unter französische Besatzung, die jede offizielle Karnevalsfeier bis 1925 verbot. Auch danach gab es beim Club grosse Sorgen. Viele Büttenasse waren nicht mehr aus dem Krieg heimgekehrt; die wirtschaftlichen Schwierigkeiten, der steigende Steuerdruck und die hohen Veranstaltungskosten erhöhten die Probleme, eine gewisse Überalterung der Clubisten war nicht zu leugnen und so beschloss der Vorstand 1928, keine Veranstaltungen mehr auszurichten. Die Fastnacht ging weiter, Club-Redner engagierten sich wieder in kleinen Gruppen und eine davon war die "UKRA".


Jakob Wucher 1932

Die Betriebsgemeinschaft des städtischen Umformerwerkes und des Kraftwerkes, aus dieser langen Bezeichung eines städtischen Betriebes ergibt sich die Abkürzung UKRA, veranstaltete zunächst betriebsinterne und dann auch öffentliche Sitzungen. Die verbliebenen Senioren des MCC verfolgten mit Freude das Heranreifen der UKRA, und es bedurfte bald nur noch einer offiziellen Form, den zwar noch bestehenden, aber nicht mehr agierenden Mainzer Carneval Club auf die UKRA überzugehen zu lassen. Und dies geschah am 31. Januar 1933, die Insignien des alten MCC wurden vom neuen Präsidenten Jakob Wucher übernommen.


Jakob Wucher 1981

45 Jahre sollte Jakob Wucher Präsident bleiben, 1973 erst ging er in den närrischen Ruhestand, gefolgt von seinem Sohn Werner Wucher und dann bis 1996 von Bernd Mühl, heute ist Horst Seitz der Mann an der Spitze des MCC.


Werner Wucher

Bernd Mühl 1992

Horst Seitz 1999


Der MCC und sein "Hoch" in den "Dreissigern"


Der Weg des Clubs führte steil nach oben, seine Veranstaltungen waren eine feste Grösse im närrischen Treiben der Stadt. In der "Berliner Illustrierten" veröffentlichte 1936 der damals bekannte Zeichner Barlog seine Eindrücke von einem MCC-Besuch, der Club wurde über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Vom damaligen Reichssender Frankfurt wurde 1937 eine "Haubensitzung" des MCC übertragen; eine Stunde Sendezeit war vorgesehen, da die Sitzung aber ein hervorragen-des Programm bot, wurde die Übertragung ad hoc bis 24 Uhr verlängert.

Der Erfolg beflügelte die Aktivisten auch in den kommenden Jahren, immer wurde die Arbeit für das Mainzer Volksfest Fastnacht ehrenamtlich geleistet, bis auf den heutigen Tag. Das Jahr 1939 wurde zur Jubiläumskampagne erklärt: "40 Jahre Club-Humor". Sitzungen, Bälle - die es damls noch gab - und erstmals auch ein närrisches Kinderfest wurden veranstaltet. Mit dem rauschenden Rosenmontagsball ging am 20. Februar 1939 die Festliche Kampagne zu Ende, keiner ahnte, dass es für lange Zeit die letzte gewesen sein sollte, dass Europa im Zweiten Weltkrieg in Schutt und Asche versinken würde.


Neuanfang auf den Trümmern des 2. Weltkrieges

Im Laufe des Jahres 1946 trafen sich die alten Clubfreunde, die den Krieg überlebt hatten, zum ersten Mal wieder in einer Weinstube, im November wurde im Brauhaus "Zum Rad", dem einzigen noch intakten Raum im zerbombten Mainz, der 200 Menschen Platz bot, eine Generalversammlung abgehalten. In den Nachkriegsjahren, noch unter Aufsicht der französischen Sureté-Zensur, lebten die Saalveran-staltungen wieder auf, aber es fehlte an allem. Speisen und Getränke gab es nur auf Bezugsschein, lediglich das Dünnbier ("Wasser mit Bierfärbung") stand unbegrenzt zur Verfügung.

Brauhaus "Zum Rad", Sitzungen-Saal ab NGV 1946 - 1949

Wenn der Veranstalter kein Heizmaterial stellen konnte oder die Besucher nichts mitbrachten, sassen alle in einem kalten Saal. Aber die Menschen kamen, denn mit Trübsalblasen und Kopfhängerei konnte das Schicksal der Nachkriegsjahre nicht gemeistert werden, lebensmutige Menschen waren gefragt und die Karnevalisten waren solche.

Fastnachtsitzung 1949, Jubelkomitee


Der MCC und sein qualitativer Anspruch: im Saal und im Fernsehen

Die Verhältnisse normalisierten sich, das fastnachtliche Angebot wurde immer professioneller, aber der MCC blieb stets der Wurzel der Fastnacht in Mainz treu: er pflegt den politischen, literarischen Karneval, nicht das dröhnende, schenkelklopfende Lachen ist sein Metier, sondern die Pointe, der feine Witz, der Mainzer Kokolorus. Das Fernsehen hat das Mainzer Volksfest verbreitet. Es war der Mainzer Carneval Club, dem in Herbst 1954 der Südwestfunk eine Sitzungsübertragung anbot. MCC-Präsident Jakob Wucher holte den MCV mit ins Boot und so wurde die Gemeinschaftssitzung "Mainz, wie es singt und lacht" geboren.

In den ersten Jahren war die Sendung ein wahrer Strassenfeger, die Menschen sassen in Gemeinschaften bei den noch spärlichen Gerätebesitzern im Wohnzimmer und feierten; auch heute sind die Einschaltquoten, trotz des immensen Unterhaltungsangebots, in den besseren Rängen, zur Freude der Fernsehleute und der Mainzer Fastnachter. Die MCC-Asse von damals sind unvergessen: das Putzfrauenduo Babbisch und Struwwelich, der Schulbub und viele andere. Die MCC-Asse von heute, allen voran die Symbolfigur des MCC: der "Till", sind gefragt, auf dem Bildschirm und live im Saal der Mainzer Rheingold-Halle.

Prunkfremdensitzung 1976
Otto Dürr, Georg Berresheim, "Putzfrauen"

Prunkfremdensitzung 1961
Wilhelm Lamneck, "Ich und DU und Müllers Kuh"


Der MCC und die fastnachtliche Zukunft

Die Faszination des direkten Erlebens, des Miterlebens in der Fastnacht, ist nicht zu beschreiben, man muss dabei gewesen sein. Schon mancher Fastnachtsmuffel ist als überzeugter Fastnachtsanhänger aus dem Saal gegangen, Sie können es beim MCC probieren. Dafür arbeiten die MCC-Mitglieder, allen voran der heutige Präsident Horst Seitz, ein Enkel des legendären Jakob Wucher, sie arbeiten wie eh und je ehrenamtlich. Begreift man das ehrenamtliche Engagement als Hobby, wie das landläufig gesehen wird, so pflegt man ein solches, solange man eben dazu in der Lage ist und die Lust dazu hat: Ein Sportler-Hobby - bis die Kräfte nachlas-sen; ein Briefmarkensammler - bis er seine Prachtstücke auch unter der Lupe nicht mehr so recht erkennen kann. Kurzum, die Fussballstiefel hängen nach einer Reihe von Jahren am Nagel, so sicher, wie sich der Staub auf den Briefmarken türmt. Das Hobby Fastnacht ist da von robusterer Natur. Langlebig, in den meisten geradezu lebenslänglich.

Prunkfremdensitzung 1986, Dr. Dieter Brandt, "Till"

Und so geht der MCC frohgemut in die nächste Kampagne, um Freude zu verbreiten, um die literarische Fastnacht zu pflegen, um die Tradition des Mainzer Volksfestes fortzuführen, getreu seinem Motto: "Allen Wohl und niemand weh, Fassenacht beim MCC".


Stationen des MCC im Mainzer Stadtbild

von Bernd Mühl, Mainz im April 2005

HISTORISCHER ABRISS DES MCC - AUFGEZEIGT AN SEINEN GESCHÄFTSSTELLEN -

die auf dem Plan entsprechend (A,B,C... ) gekennzeichnet wurden -
Bildvergrößerung ist durch Anklicken des unteren Links möglich

Plan Stadt Mainz
Plan Stadt Mainz

www.archiv.mainzercarnevalclub.de/img/pl...-gross.jpg
(JPG: 2,4 MB)

Von 1899 bis 1927 lassen sich keine eigenen Geschäftsstellen nachweisen. Als
Postanschrift des Clubs und als Kartenvorverkaufsstellen dienten die Geschäfte bzw.
Privatwohnungen einzelner Vorstandsmitglieder von:

A

Präsident Sigmund FRIDBERG in seinem Tabakwaren-und Schirmgeschäft in der Emmeranstraße 22. Am 3. November 1854 in Mainz geboren, war er seit der Gründung des MCC 1899 Präsident und Sitzungspräsident, blieb es auch über die kriegsbedingte Pause des I. Weltkriegs und das Verbot der Fastnacht durch die französischen Militärbehörden bis 1925. Im Jahre 1927 wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt und verstarb am 5. April 1935. Unter seiner Führung veranstaltete der MCC 1911 und 1912 sog. Lenneberg-Feste. Das waren Volksfeste mit Bierzelt, Wurfbuden und Tanz. Sie fanden bei der Bevölkerung großen Zuspruch und bekämpften die Ebbe in der Clubkasse.
B

Närrischer Sekretär August FURST in seinem Friseurgeschäft in der Kleinen Emmeransgasse 10.
Der am 10. Januar 1870 in Mainz Geborene bekleidete dieses Amt schon in den 90er Jahren im "Birnbaum-Club", aus dem der MCC hervorging. Er begründete auch die Tradition des MCC als Rednerschule. Sein Tod am 5. November 1927 lähmte den Club und führte zu seiner Inaktivität.
C

Komiteemitglied und Redner Josef MAUER in seinem Gemüse- und "Tante Emma" Laden in der Heidelberger Fassgasse, wo der Junggeseile auch lebte.

Er hatte am 6. April 1877 auch in Mainz das Licht der Welt erblickt, war 1902 zum Club gestoßen und machte spezielle Vorträge, deren Themen sich mit den Kleinbürgern und dem Familienleben befassten. 1925 tat er sich mit Martin MUNDO zu einem damals bekannten Zwiegesprächsteam zusammen, aus dem sich dann mit Philipp LEHMANN das Trigespräch der "Familie Knorzel" entwickelte. Er verstarb am 17. März 1941.

Auch nach der Wiederzulassung der Fastnacht 1925 verfügte der MCC über keine eigene Geschäftsstelle. 1927 bekam der Club größere Probleme. Seine Väter waren meist einfache Leute, kleine Handwerker, Gewerbetreibende und Arbeiter. Politisch stand man damals wohl mehr links. Man war immer bestrebt gewesen, unter den Preisen des MCV zu bleiben, um so auch einer breiteren, einfacheren Schicht der Mainzer Bevölkerung den Besuch großer Fastnachtsveranstaltungen zu ermöglichen. Durch die wirtschaftlichen Gegebenheiten waren diese Schichten nicht mehr so "flüssig". Dazu kamen extrem hohe Steuern, die Kosten für die Veranstaltungen, die allgemein wirtschaftlich schweren Zeiten und vor allem die Überalterung der Akteure beim Club. Und so beschloss man, 1928 nicht mehr aktiv zu werden, der Club hatte sich quasi "schlafen gelegt".

Zur selben Zeit beschloss der gemeinsame Betriebsrat der beiden städtischen Werke, dem Umformerwerk und dem Kraftwerk, eine karnevalistische Sitzung durchzuführen. Dies wurde dann unter der Führung des am 15. Dezember 1897 geborenen Jakob WUCHER in die Tat umgesetzt. Am 25. Januar 1928 war es im ersten Stock des "Brauhauses zur Sonne" in der Betzelsgasse dann soweit. Der große Erfolg machte eine dreifache Wiederholung notwendig. Man nannte sich "Gesellige Vereinigung UKRA" ( von U-mformer-KRA-ftwerk ).

Im nächsten Jahr zog man in den "Schöfferhof" und trat so auch sichtbar in die Fußstapfen des alten MCC, dessen Senioren in den nächsten Jahren die Entwicklung der UKRA mit Freuden verfolgten. 1930 durfte sie die Haubensitzung als eine originelle Besonderheit vom alten Club übernehmen, so dass es nur noch einer offiziellen Form bedurfte, um die Tradition des MCC auf die UKRA übergehen zu lassen. Dies geschah auf einer Sitzung am 21. Januar 1933, als Martin MUNDO mit Karl KNEIB und anderen die alten Club - Insignien, die Zeremonienstäbe, das Zepter und das Protokollbuch, die Fahne und die Präsidentenkette an Jakob WUCHER übergaben. Man nannte sich Mainzer - Cameval - Club UKRA.

Martin MUNDO, am 30. Oktober 1882 in Mainz geboren, war 1904 schon mit 22 Jahren zum Club gestoßen und hatte sich auf geistreiche, geschliffene Vorträge spezialisiert. Ab 1925 trat er mit Josef MAUER im Zwiegespräch und nachher als Familie Knorzel auf. 1926 leitete er die letzten Sitzungen des alten MCC für den erkrankten Sigmund FRIDBERG. 1933 ernannte ihn Jakob WUCHER zum Ehrenpräsidenten, was er auch blieb, nachdem er 1934 Komite-Mitglied des MCV geworden war. Am 14. März 1941 verstarb der einzige gemeinsame Ehrenpräsident von MCC und MCV.

Auch der "Schöfferhof" wurde zu klein. 1934 zog man in den "Frankfurter Hof" um und legte im selben Herbst den Namen UKRA ab. Der Erfolg des MCC lässt sich auch daran ablesen, dass wegen Platzmangels schon 1937 ein erneuter Umzug notwendig wurde. Bis 1939 wurde die "LIEDERTAFEL" auf der Großen Bleiche als Narrenresidenz erwählt und auch die Zeit der fehlenden Geschäftsstelle hatte ein Ende, denn man bezog
D

1937 eine Geschäftsstelle in der Klarastraße und zog
E

1938 in eine neue Geschäftsstelle in der Korbgasse 6 um.

Von 1939 bis 1945 fanden verständlicherweise keine offiziellen fastnachtlichen Aktivitäten statt. Am Rosenmontag, dem 4. März 1946, lud Jakob WUCHER zu einer "Wieder-Eröffnungs- Zusammenkunft" in die "Altdeutsche Weinstube" am Liebfrauenplatz 7. Die Veranstaltung war nicht öffentlich, man konnte nur auf Einladung teilnehmen. Daher hatte sie auch die französische Militärbehörde genehmigt und schriftlich bis 23.00 Uhr erlaubt. In den nächsten Jahren entwickelte sich die Mainzer Fastnacht langsam wieder zu alter Blüte, die Geschäftsstellendomizile des MCC glichen aber eher einem Wanderzirkus mit folgenden Stationen:
F

1946 in der Rheinstraße 31, im "Weinhaus Wilhelmi".

Ab der Generalversammlung 1946 wurde das "Brauhaus zum Rad" auf dem Kästrich gemeinsame Narren-Residenz von MCC und MCV.
G

1947 in der Korbgasse 15 A, in Jakob Wuchers Büro.
H

1948 in der Hinteren Bleiche 47, bei Peter Hinsen.
I

1948 - 1949 in der Neubrunnenstraße 21, im Elektrogeschäft des Komitee Mitgliedes Alois Keller.
J

1950 - 1951 in der Korbgasse 15 A, in Jakob Wuchers Büro.
1950 war der große Saal im Kurfürstlichen Schloss wieder aufgebaut und wurde bis 1969 die "Gut Stubb" der Mainzer und der Fastnachter.

K

26. 10. 1951 - 1957 in der Mittleren Bleiche 65, im I. Stock des alten Bauhofes.

Damit endet die Zeit der Provisorien.

Das Bleich-Viertel entstand ab 1663 unter Kurfürst Johann Philipp von Schönborn als nördliche Stadterweiterung auf einem Gartengelände innerhalb der mittelelterlichen Stadtummauerung im Zusammenhang mit dem Ausbau neuer Festungsanlagen und dem Trockenlegen feuchter Wiesen, auf denen die Mainzerinnen ihre Wäsche bleichten. Zwischen Schießgartenstraße, Mittlerer und Hinterer Bleiche und der Bauhofstraße hatte man ab 1769 zunächst den Artillerie - Bauhof, später den Festungs-Bauhof errichtet. Dieser wurde im II. Weltkrieg weitgehend zerstört und auch die noch nutzbaren Reste um 1960 abgetragen. Es entstanden in den frühen 60er Jahren neue Ministerial-Gebäude für die Landesregierung.
Ab 1953 veranstaltete der MCC an den Fastnachtstagen in der Räumen des Deutschhauses Bälle und fastnachtliche Tanzveranstaltungen.
L

2. Januar 1958 - 1979 Markt 11 (ab 1977 Rebstockplatz 1).

Bis vor einigen Monaten war hier, hinter der Drehplastik, die Schinderhannes-Brotstube. Unvergessen für die älteren MCC-Mitglieder ist auch das Dom-Zimmer mit Blick auf die Dom-Plätze, Ort feucht-fröhlicher Feste, heißer Diskussionen und ernsthafter fastnachtlicher Arbeit.

In diese Zeit fallen auch tiefgreifende personelle Veränderungen im MCC. 1969, in dem Jahr, als die neue Rheingoldhalle bezogen wurde, legte Jakob WUCHER das Amt des Sitzungs-Präsidenten in jüngere Hände. Bernd MÜHL war schon einige Zeit als "Sitzungspräsidentenelevenanwärterlehrling" (Zitat: Jakob Wucher) getestet worden und leitete bis 1994 die MCC - Veranstaltungen.
1974 konnte der Club sein 75-jähriges Bestehen feiern. Ein ]ahr zuvor allerdings war Jakob WUCHER von der Kommandobrücke des MCC abgetreten. 45 Jahre lang hatte er seinen Club erfolgreich geführt und wurde verdientermaßen zum Ehrenpräsidenten ernannt. Bis zu seinem Tode am 22. Februar 1984 nahm er weiter regen Anteil am Clubleben.

Bekanntlich wucherte es weiter, denn bis 1990 steuerte Sohn Werner WUCHER mit Geschick das MCC-Schiff.
Am 23. März 1976 fand der erste MCC-Komitee-Stammtisch im "Weinhaus Lösch" statt!
M

1980 - 1992 Korbgasse 3.

Auf der Jahreshauptversammlung 1990 schied Werner WUCHER aus dem Amt des Präsidenten und wurde dank seiner groBen Verdienste zum Ehrenpräsidenten ernannt. An seiner Stelle übernahm Bernd MUHL auch das Amt des ersten Vorsitzenden.
Ein weiterer Tagungsort des MCC ist der Eltzer Hof, wo vor allem die Altersheim-Sitz ungen in Gemeinschaft mit dem MCV stattfinden.
N

Ab 19. 10. 1992 Gymnasiumstraße 2.

Schon 1994 hatte Bernd MÜHL der Doppelbelastung seiner Ämter Tribut zollen müssen und den Sitzungspräsidenten an Horst RADELLI abgegeben. Zwei Jahre später musste er aus gesundheitlichen Gründen auch das Amt des ersten Vorsitzenden niederlegen, in das Horst SEITZ berufen wurde. Auch Bernd MÜHL wurde Ehrenpräsident.

Als neue Veranstaltung wurde am 5. Februar 1995 im Heilig-Geist-Hospital die erste närrische Weinprobe durchgeführt.

1251 war im Bereich der Gymnasiumstraße und der Dominikanerstraße Kirche und Kloster der Dominikaner errichtet worden. Bei der Belagerung 1793 wurden beide in der letzten Nacht des Beschusses zerstört. 1816 hat man die Ruinen beseitigt, das Gelände weitgehend unbebaut gelassen, 1837 teilweise als Bauplätze aufgeteilt und den Rest 1840 versteigert. 1837/39 wurde hier durch den Architekten Franz Geier die FRUCHTHALLE erbaut, mit einem mächtigen Saal und großartiger hölzerner Dachkonstruktion. Der Eingang befand sich in der Dominikanerstraße. Sie diente vor allem als Frucht Börse und Markthalle, dann auch als Turnlokal und Festhall für Versammlungen und Ausstellungen, insbesondere des Gewerbevereins. Der Saal war ca. 46 m lang, ca. 42 m breit und ca. 16 m hoch, so dass sogar Flugpioniere ihre ersten Modelle in dem Raum fliegen lassen konnten. Der MCV hielt hier von 1865 an seine Sitzungen ab. In dem Gebäude war auch sein gesamtes Inventar untergebracht. In der Nacht vom 17. auf den 18. August 1876 brannte die Fruchthalle mit allem Inhalt ab. Der MCV hatte keinen Saal mehr und stagnierte mit seinen Aktivitäten, bis 1884 die Stadthalle eingeweiht wurde. Das Gelände Gymnasiumstraße / Dominikanerstraße wurde mit Wohnhäusern bebaut, die im II. Weltkrieg alle zerstört wurden. Nach dem Krieg wieder aufgebaut, hat der MCC 1992 die GymnaslumstraBe 2 erworben und residiert somit heute quasi auf den Trümmern des MCV!


VERANSTALTUNGSORTE DES MCC

1. BRAUHAUS ZUM BIRNBAUM

In der Birnbaumgasse 5 stand das besagte Brauhaus. Seit 1667 wurde hier gebraut. Der reiche Fachwerkbau des 17. Jahrhunderts wurde am 11./12. August 1942 völlig zerstört. In den 80er und 90er Jahren feierte der sog. "Birnbaum-Club" dort seine Wirtshaus-Fastnacht. Das Bier kostete 12 Pfg., das Rippchen mit Kraut 30 Pfg., ein Eintritt wurde nicht erhoben, denn der Wirt machte ja mehr Umsatz und übernahm verschiedene Veranstaltungskosten. Der Birnbaum-Wirt Geyer war im Übrigen eine stadtbekannte Persönlichkeit, denn er hatte mit zwei Ehefrauen - legal - 36 (!!) Kinder. Die Veranstaltungen des "Birnbaum-Club" müssen sehr erfolgreich gewesen sein, denn trotz einer Erweiterung des Saales auf 250 Personen Fassungsvermögen wurde er zu klein und man zog um in den "Schöfferhof".
2. SCHÖFFERHOF

Er lag in der Schusterstraße 18/20. Es handelte sich um einen Renaissance-Bau mit einem Treppenturm von 1584 Laubenbögen von 1684 und 1750. Geschichtlich von Bedeutung ist sicher, dass sein Vorgängerbau, das "Haus zum Humbrecht", später "Druckhof", zusammen mit dem 1476 von Peter Schöffer hinzugekauften "Haus zum Korb" das älteste, bis 1568 arbeitende Druckhaus in Mainz war. In ihm wurden die Druckwerke Gutenbergs, Fusts und Schöffers hergestellt. Um 1643 wurden die drei vereinigten Höfe auch "Dreikönigshof" genannt, wegen einer angebauten Kapelle. Nach der Einrichtung eines Brauhauses 1845 hieß der Komplex "Zum Schöfferhof" oder auch "Schöfferhof-Dreikönigshöf".

Für den Festsaal bildete sich die Bezeichnung "Meerschaum-Saal" heraus, was ein Fastnachter so erklärte: "Warum nennt man ihn Meerschaumsaal, der vorn so schön gestaucht ist? Die Antwort ist einfach, guckt ihn euch an, wie er so schön angeraucht ist" (Wie ein Meerschaum-Pfeifenkopf). Später hieß er auch Glaspalast, nachdem man ein Glasdach eingebaut hatte. Von allem ist so gut wie nichts erhalten. Von dem Trümmerfeld des II. Weltkrieges, dem am 11./12. August 1942 auch der Schöfferhof zum Opfer fiel, steht nur noch der Wendel - Treppenturnn. Er wurde 1974/75 in den Neubau des Anwesens Betten - Greisinger einbezogen. Fast kann man sagen: Es ist eine Verbindung von früher zu unserem heutigen Ratsherren - Sprecher Bernd Bossmann. Und hier, im "Schöfferhof", erblickte der MCC, vom Birnbaum kommend, mit einem karnevelistischen Konzert am 5. Dezember 1898 das Licht der närrischen Welt.
3. TURNHALLE DES TURNVEREINS VON 1817 IN DER SCHIEßGARTENSTRAßE

In der SchießgartenstraBe 11 hatte der Mainzer Tumverein von 1817 im Juni 1886 ein Grundstück erworben, auf dem am 12. August 1888 ein Turnheim bezogen werden konnte. GröBere Umbauten 1901 ermöglichten eine umfangreichere wirtschaftlichere Nutzung des Saales, so dass im Jahre 1902 dort eine Damensitzung des MCC stattfinden konnte. Bei einem der ersten Bombenangriffe auf Mainz in der Nacht vom 11./12. August 1942 ging die Turnhalle in Schutt und Asche unter.
4. STADTHALLE

Stadtbaumeister Eduard Kreyßig entwarf die Stadthalle, die in den Jahren 1882/84 erbaut wurde. Mit ihrer Einweihung am 5. Januar 1884 schuf die Stadt Mainz den Raum, der der für viele Jahrzehnte der glanzvolle Mittelpunkt auch fastnachtlichen Geschehens werden sollte. Sie war die Voraussetzung dafür, der Fastnacht neue Dimensionen zu geben. Diese wurde für die Stadt ein immer größerer Wirtschaftsfaktor und hatte für den Fremdenverkehr einen großen Werbeeffekt. Zum Rosenmontag 1884 kamen beispielsweise 80.000 Besucher bei einer Einwohnerzahl von 55.000 Bürgern.

Die Stadthalle verfügte über die größte frei tragende Hallendecke in Deutschland. Es gab ja noch keine Mikrophone, daher wurde bei Sitzungen die Bühne an der Seite ausgebaut. Unter dem 27,6 x 52,8 Meter messenden großen Saal befand sich ein von gusseisernen Säulen getragener Weinkeller. Bei Bällen in allen Räumen hatte die Stadthalle ein Fassungsvermögen von 6.000 Personen. Der Gastronom Josef Doerr war der einzige seiner Zunft im Deutschen Reich, der über eine ausreichende Menge von Geschirr, Bestecken und Gläsern etc. verfügte, um eine so große Personenzahl gleichzeitig bewirten zu können. 1908 - 1910 errichtete man einen rheinseitigen Erweiterungsbau mit Terrasse, Garten und Musikpavillon. 1914/18 wurde die Stadthalle als deutsches Kriegslazarett und von da an bis 1925 als Militärlazarett und "Foyer du Soldat" der französischen Besatzung benutzt.

Im Jahr 1925 nach der Freigabe wurde alles neu hergerichtet und 1927 mit einem stadtseitigen Erweiterungsbau mit Nebensälen versehen. So diente die Stadthalle wieder ihrem eigentlichen Zweck als Versammlungs-, Fest- und Ausstellungsgebäude.

Bei dem verheerenden Angriff am 27. Februar 1945 komplett zerstört, stehen heute an ihrer Stelle die Rheingoldhalle und das Hilton-Hotel.
5. BRAUHAUS ZUR SONNE

Brauhaus und Wirtsräume "Zur Sonne" wurden schon 1568 an diesem Ort erwähnt. 1687 erfolgten wohl Umbau und Erweiterung. 1892 führte der damalige Wirt erstmalig in Mainz Flaschenbier ein. 1897 verlegte man den Brauereibetrieb in die Gonsenheimer Hohl, doch der Ausschank mit Großwirtschaft blieb.

Am 25. Januar 1928 fand im "Brauhaus zur Sonne" in der Betzelsgasse 23 im ersten Stock die erste Sitzung der "Geselligen Vereinigung UKRA" statt, die drei Mal wiederholt werden musste. 1933 übernahm die UKRA die Tradition des alten MCC.

Um 1900 gab es in Mainz 30 Brauereien, über 180 Wein- und Bierrestaurationen, 280 Weinhändler und 11 Sektfabriken.
6. FRANKFURTER HOF

Der älteste Hof an der Ecke Augustinerstraße 55/ Badergasse / Schönbornstraße ist 1568 erwähnt als Besitz des St. Bartolomäusstiftes in Frankfurt. Im 19. Jahrhundert erfolgte die Vereinigung mit einem 1841 erbauten, benachbarten Saalbau und dem Neubau des Vordergebäudes. Ende des 18. Jahrhunderts war das Anwesen in bürgerlichen Besitz gekommen und seit ca. 1800 als Gastwirtschaft und Brauhaus bekannt.

1895 erfolgten der Abbruch und ein Umbau in Neubarock zum Clubhaus der Casino-Gesellschaft. Nach dem II. Weltkrieg zog 1951 ein Kino ein, ab 1984 begann die Sanierung im Rahmen der Altstadtsanierung (unter Federführung des MCC - Aktiven und Ehrenmitgliedes Bürgermeister Karl Delorme, dem heutigen Ehrenbürger). Es sind nur bescheidene Originalreste erhalten.

Der Saalbau war die Geburtsstätte der politischen Fastnacht. Als dem Lokal des Demokratenvereins fanden hier auch die politischen Veranstaltungen im Revolutionsjahr 1848 statt (deshalb auch "Mainzer Paulskirche" genannt). Der Sozialbischof Wilhelm Emmannel von Ketteler, Ferndinand Lasalle, Mitbegründer der Deutschen Arbeiterbewegung, u.a. ergriffen hier das Wort.

Ab 1934 veranstaltete der Mainzer Carneval Club UKRA, vom Schöfferhof kommend, hier seine Sitzungen und legte am 25. November 1934 den Namen UKRA ab.
7. LIEDERTAFEL

1887 - 1890 war das Konzerthaus "Liedertafel" auf der Großen Bleiche 54-56 etwa gegenüber dem ehemaligen Modehaus Kleebach / Golden Ross Kaserne errichtet worden, etwa wo heute die Landesbank und Girozentrale stehen. Zwischen 1937 und 1939 diente es auch dem MCC als närrische Residenz. Von 1942 - 45 war hier der Kaufhof untergebracht. Am 27. Februar 1945 wurde alles zerstört.

Am 11. Februar 1937 übertrug der Reichssender Frankfurt aus der "Liedertafel" eine Haubensitzung des MCC. Geplant war dies von 20.11 Uhr bis 21.11 Uhr. Unzählige begeisterte Hörer riefen beim Sender an, so dass das vorgesehene Rundfunkprgramm geandert wurde und man die Sitzung bis 24.OO Uhr übertrug.
8. ALTDEUTSCHE WEINSTUBE

Auf dem Grundstück Liebfrauenplatz 7 ist schon 1462 das "Gasthaus zum Schwanen" erwähnt. Ein Umbau erfolgte 1568. 1777 war hier Kaiser Franz Joseph II inkognito abgestiegen, nachdem er "nur" zweispännig reiste und nebenan im "Römischen Kaiser" deshalb abgewiesen worden war. Die Lokalität heißt heute "Altdeutsche Weinstube" und ist so wohl das älteste Mainzer Gasthaus.

Hierher lud Jakob Wucher am Rosenmontag, dem 4. März 1946, zu einer "Wieder-Eröffnungs-Zusammenkunft" ein, der ersten närrischen Zusammenkunft nach dem Krieg. Da die Veranstaltung nicht öffentlich war, wurde sie von der französischen Militärbehörde bis 23.OO Uhr genehmigt.
9. BRAUHAUS ZUM RAD

Dies war die erste Nachkriegs-Narrhalla auf dem Kästrich. Die 1858 im Bereich des alten römischen Legionslagers gegründete Mainzer Aktienbrauerei war die weitaus größte Braustätte am Rhein. Um 1900 wurde die Gaststätte mit Kegelbahn und Biergarten errichtet. Nach 1945 verfügte sie über den einzigen halbwegs intakten und benutzbaren Saal in Mainz. 1973 wurde das Gebäude beseitigt. Ab der Närrischen Generalversammlung 1946 war der Saal die gemeinsame Narren Residenz von MCV und MCC, bis das Kurfürstliche Schloss 1950 wieder aufgebaut war.
1O. KURFURSTLICHES SCHOSS

1478/81 ließ Kurfürst Diether von Isenburg (1459 - 1461 und 1475 - 1482) unmittelbar am Rhein die Martinsburg als Residenzschloss erbauen, ursprünglich eine Wasserburg mit Ringmauer, runden Ecktürmen und Wassergraben. Kurfürst Daniel Brendel von Homburg (1555 - 1582) baute die Martinsburg aus und fügte ihr ab 1570 die St. Gangolf-Kirche und 1555/57 ein Kanzleigebäude im Stil der Spätrenaissance hinzu. Ab 1627 erfolgte unter Kurfürst Georg Friedrich von Greiffenklau zu Vollrads (1626 - 1629), anlehnend an die Stadtseite, ein Erweiterungsbau am Schloss. Dies war eines der wenigen Großprojekte während des 30jährigen Krieges.

Die nachfolgenden Kurfürsten ließen in unterschiedlicher Intensität weiterbauen, die einzelnen Bauabschnitte werden durch die Wappen der jeweiligen Kurfürsten noch heute am Gebäude belegt.

Gerade der aus einem sonst so "baulustigen" Geschlecht stammende Kurfürst ]ohann-Philipp von Schönborn (1647 - 1673) baute nicht am Schloss weiter, dafür ließ er aber 1661 eine Schiffsbrücke errichten. Erst Kurfürst Damian Hartard von der Leyen (1675 - 1678) nahm die Bauarbeiten wieder auf. 1752 war die Bebauung des Schloss-Gebietes abgeschlossen.

Sie bestand nun aus der Martinsburg, dem Schloss, dem Kanzleigebäude (es beherbergte die Regierungsbehörden des Kurstaates und das Kurstaatsarchiv) und der St. Gangolfs-Kirche als Schlosskapelle (zwischen Schloss und Deutschhaus, am Ende der GroBen Bleiche ). Dies blieb so bis in die Zeit Napoleons.

Die Belagerung 1793 hatte keine nennenswerten Schäden verursacht, doch bestimmte ein
Dekret Napoleons aus dem Oktober 1804 das Schloss zu einem Transitlager. 1806/07 musste die Martinsburg abgerissen werden, die Steine fanden Verwendung bei der Anlage des Freihafens, der Kaimauer und bei der Mauer desSchlosshofes.

In den weiteren Jahren der Franzosenzeit wurde das Schloss zweckenffremdet als Kaserne, Lazarett, Zollmagazin und Zollbehörde. 1803 fand hier der Schinderhannes Prozess statt. Ab 1842 wurde vorübergehend die Stadtbibliothek, die Gemäldegalerie - und das Altertumsmuseum untergebracht und das Römisch Germanische Zentralmuseum eingerichtet.

1903 - 25 erfolgten umfassende Wiederherstellungsarbeiten. Am 11./12. August 1942 brannte das Schloss ab unter Vernichtung des unter Kurfürst Friedrich Carl von Erthal 1775/76 erbauten und 1786/87 ausgemalten Akademiesaales. Der Wiederaufbau begann 1948 und ab 1950 fanden im GroBen Saal die Fastnachtsitzungen statt. Eine dringende Renovierung hat begonnen und wird derzeit auch durch die Fastnachter finanziell unterstützt.
11. NEUBRUNNENHOF

Eine der Hauptschwierigkeiten fÜr die Fastnachter in den ersten Nachkriegsjahren war das Raumproblem. Die meisten geeigneten Räume waren zerstört oder noch nicht wieder aufgebaut. Der Saal im „Rad" konnte gerade an den Fastnachtstagen nur einmal vergeben werden, und so musste der Club für seine Bälle ein Übergangsdomizil suchen, bis das "Schloss" bezugsfertig war. Er fand es für den Sylvesterball 1949 und den Rosenmontagsball 1950 im „Hotel Neubrunnenhof'' in der GroBen Bleiche. Es war aber anscheinend wirklich nur ein Provisorium, das sich nicht durchsetzte, denn ein Jahr später feierte man Sylvester im "Schloss", den Rosenmontag im "Rad" und ab 1952 die Bälle an den Fastnachtsagen im "Deutschhaus".
12. DEUTSCHHAUS

Zwischen 1730 und 1740 wurde das DEUTSCHHAUS an der Stelle der mittelalterlichen Kommende als Deutschordens-Kommende erbaut. Der Bau inkl. der beiden Kavaliershäuser
(der Wohnungen der anwesenden Ordensritter ) wurde besonders von Kurfürst Franz Ludwig Pfalzgraf Fürst von Neuburg (1729 -1732) gefördert. Er war gleichzeitigDeutschmeister des Ordens.

Unter Napoleon diente ihm das Gebäude als kaiserliche Residenz. Er war zwischen 1804 und 1813 mehrfach anwesend. Ab 1819 wurde das Deutschhaus Großherzoglich-Hessen- Darmstädtische Residenz, jedoch meist als Wohnsitz des Festungsgouverneurs der Bundesfestung Mainz genutzt. Seit 1918 - zur Zeit der Besetzung des linken Rheinufers - war es Wohnung des kommandierenden französischen Generals.

Bei der Bombardierung am 27. Februar 1945 brannte es unter Vernichtung der berühmten Deckengemälde und Stuckaturen völlig aus. 1950 - 53 wurde dasDeutschhaus als Landtagsgebäude von Rheinland-Pfalz mit neuer innerer Einteilung wieder hergestellt. Seit 1952 veranstaltete der MCC in der Restauration und den repräsentativen Gesellschaftsräumen im ErdgeschoB Bälle an den Fastnachtstagen.
13. RHEINGOLDHALLE

1969 öffnete an der Stelle der alten Stadthalle die Rheingoldhalle ihre Pforten. Mit über 2.500 Plätzen bot und bietet sie einen schwer zu füllenden Rahmen für die Fastnachtssitzungen. In der Diskussion ist auch die Bewirtung durch das in unmittelbarem Anschluss errichtete Hilton-Hotel. 2005 startet eine längst überfällige Erweiterung zu einem konkurrenzfähigen Kongress - Zentrum. Der neue Gutenberg Saal ist für 1.300 Gäste ausgelegt.
14. ELTZER HOF

Die Bauhofstraße 3, 5 und 7 umfassen den 1742/43 von Anselm Casimir von Eltz, dem Neffen von Kurfürst Philipp Karl von Eltz (1732-1743) erbauten Hof, dem sich der Eckpavillon an der Mittleren Bleiche als gleichzeitig errichteter Dalberg Hammelburger Hof anschloss. Dieser letzte Teil ging 1774 ebenfalls in den Besitz der Familie von Eltz über und wurde im Inneren 1774/76 umgebaut. Im II. Weltkrieg 1942 zerstört, hat man ihn unter Verarbeitung von Asbest wieder aufgebaut. Im Saal fanden Sitzungen statt, der MCC veranstaltete dort mit dem MCV zusammen die Sitzungen für die Mainzer Altersheime. Derzeit ist der Eltzer Hof geschlossen, soll saniert werden, die Kostenübemehme steht noch in den Sternen.
15. HEILIG - GEIST- HOSPITAL

Das ehemalige Ammenhospital wurde 1236 in den Bereich der rheinseitigen Stadtmauer verlegt. Gegen Ende des 16. jahrhunderts wurde es eine "Pfründnerei" (Versorgungseinrichtung) für ehemaliges herrschaftliches Dienstpersonal umgewandelt.

Seit 1863 wurde das Gebäude als Gaststätte genutzt. Nach dem II. Weltkrleg in den 50er und 60er Jahren war das "Hl. Geist" ein beliebtes Tanzlokal für die in Mainz stationierten amerikanischen Soldaten. 1975/76 wurde eine umfassende Restaurierung nach historischen Plänen durchgeführt, wobei sich die Binding Brauerei stark engagierte.

Im Spitalsaal führte der MCC dank einer Idee von Gerd LUDWIG am 5. Februar 1995 seine erste närrische Weinprobe durch.
16. MCC - HALLE IN HECHTSHEIM

Schon immer hat sich der MCC im Rahmen seiner Möglichkeiten u.a. mit Komitee und Mottowagen am Rosenmontagszug beteiligt. Die Arbeitsbedingungen der Wagenbauer in einem angemieteten Zelt bei ungünstiger, winterlicher Witterung waren denkbar schlecht, und so ging der MCC neue Wege.

Im Mai 1966 gelang es Jakob Wucher, in der Gemarkung Hechtsheim eine Halle zu mieten. Da man aber gerne etwas Eigenes besessen hätte, beschlossen die Verantwortlichen des Clubs 1976 im Hechtsheimer Gewerbegebiet zu bauen. Am11. im 11. war Grundsteinlegung, und seither ist die 25 x 30 Meter große Halle, Im Euler 3 a, Magazin und Rosenmontagswagenbauhalle und gelegentlich Ort interner geselliger Feste der Clubfamilie.


Der Vollständigkeit halber soll noch auf die "Außenstellen" des MCC verwiesen werden.

Seit 1932 gab es eine Verbindung zur Sektkellerei Henkell nach Wiesbaden-Biebrich, wo der Club im Herbst als Einstimmung auf die Kampagne selten trocken saß.

Seit 1936 besteht eine feste Freundschaft zu der Großen Mannheimer Karnevals Gesellschaft FEURIO.

Eine fast noch lebendigere Beziehung unterhält der MCC seit 1963 zur "Narrenzunft Seegockel" in Friedrichshafen aam Bodensee.

1988 knüpfte Komitee-Mitglied Hans-Egon WALDMANN erste Kontakte nach Erfurt über seinen ehemaligen Schulfreund, den Vizepräsidenten des FESTKOMITEES ERFURTER KARNEVAL. Da die Stadt Erfurt s.Z. keine offiziellen Kontakte wünschte (das musste auch OB Hemmann Hartmut Weyel erleben), erfolgte der erste Besuch aus Erfurt am 15. Dezember 1989, unmittelbar nach dem Fall der Mauer.

1990 kam das Erfurter Prinzenpaar auf eine Club-Sitzung und nahm dann auch mit einer größeren Delegation auf dem MCC-Aktivenwagen am Rosenmontagszug teil.

Anschließend gab es ein großes Fest in der Turnhalle des Frauenlob Gymnasiums.
Gegenbesuche nach Ruhla im Mai 1990 und nach Erfurt, auf die Wartburg und in den Thüringer Wald im September 1996 festigten die Freundschaft.

( Bernd Mühl, April 2005 )